Die Bestellung und Lieferung des Bausatzes war eigentlich
recht
problemlos, wenn man von der Zeit mal absieht. Arkmodel hat eben fast
zwei Monate Lieferzeit, aber dann ging der Rest in wenigen Tagen.
Für einen Gesamtpreis von 1.160,00 Euro
(einschließlich
aller Wechselkursgebühren, MWSt, Verzollung etc. und Stand
Frühjahr 2020) kamen also
zwei Pakete an - ein normales
Paket und eine riesige Pappkiste von 1,60 m Länge.
(Inzwischen
ist der Bausatz deutlich teurer geworden!)
In der Kiste war natürlich vor allem der Rumpf mit
Deck
für
beide Schiffe, und da gab schon Irritationen: Beides war
nämlich
fest miteinander verklebt.
Man hat das vermutlich gemacht, damit diese beiden jeweils
großen
Teile sich exakt in der Größe aufeinander angleichen
- wir
nennen das in der Firma "Tempern". Denn wenn der Rumpf nur ein wenig
schmaler oder breiter wäre als das Deck, passen beide
hinterher
nicht mehr fugenlos zusammen.
Alles ganz schön und erklärbar, aber
natürlich mussten
die Teile zum Einbau aller Aggregate getrennt werden mit
Heißluftpistole und Teppichmesser. Anscheinend meinte man bei
Arkmodel, dass man durch die vorgesehenen Revisionsöffnung den
Einbau auch mit geschlossenem Deck machen könne. Ich
bin
nicht der Ansicht. Es ist völlig unvorstellbar z.
Bsp. beim
Notarius durch die vordere Öffnung hinten einen Jet-Antrieb
einzupassen. Man könnte noch nicht einmal den Motor
tauschen.
Und im Mutterschiff kann man auch keinen Mittelmotor von
der Seite aus einbauen, jedoch ein Ausblick:
Später habe ich das hintere, abnehmbare
Decksteil zu einer großen Revisionsöffnung
vergrößert. Damit komme ich auch beim fertigen
Schiff noch an alle Ruder, Lenzpumpe und den Mittelmotor heran. Wie das
geschah, ist weiter untern beschrieben.
Auch wäre diese Abtrennung der Tochterbootwanne wohl
fast nicht möglich gewesen, ohne abgenommenem Deck.
Aber:
Wenn ich heute noch einmal bauen würde,
würde ich zumindest versuchen, die große
Revisionsöffnung gleich einzubauen und dafür bei
der Harro Koebke auf die
Trennung von Rumpf und Deck zu verzichten.
Alle übrigen Teile machen einen sehr guten Eindruck.
Faszinierend sind die gefrästen bzw. mit Laser geschnittenen
ABS-Platten mit einer Vielzahl
von
jeweiligen Einzelteilen, wie der ganze Bausatz aus einer verwirrenden
Vielfalt an Beschlagteilen besteht. Die alle einzubauen, wird lange
dauern, aber dafür sieht das Ergebnis dann hinterher auch
entsprechend gut aus.
Wenn ich mich nicht verzählt habe, besteht der ganze Bausatz
aus
genau 1.684 Teilen! Der frühere Graupner-Bausatz hatte lt.
Stückliste
193 Teile - auch wenn diese sicher im Material noch mehr detailliert
waren.
Es wird tatsächlich unglaublich ins Detail gegangen, und so
darf man
schon viele Monate Bauzeit ansetzen, um danach (hoffentlich) ein
phantastisches Modell zu haben.
Hier mal ein Beispiel allein für den
zusammengebauten
Steuerstand des Tochterbootes: 34 Einzelteile für
ein wenige
Zentimeter großes Deko-Stück, das man
später kaum sieht!
Sowas muss man erstmal konstruieren!
Was eine gewisse Kritik hervorruft, ist lediglich die
Bauanleitung. Sie
besteht aus vielen Zeichnungen mit Teilenummern und wenig Text, und
der ist obendrein überwiegend in chinesisch, noch nicht einmal
in
englisch! Die
Farbseiten zur Kennzeichnung der zu verwendenen Farben waren mit einem
Tintenstrahldrucker erstellt, dem wohl gerade die farbige Tinte
ausging. Sowas ist eine Schlamperei - ohne Frage!
Allerdings habe ich das bei Arkmodel reklamiert und bekam
sofort
die komplette Bauanleitung als PDF-Datei zugesandt. Damit konnte ich
nicht
nur genaue Farbschemata auf Fotopapier ausdrucken, sondern man kann
sogar einzelne chinesische Begriffe per "Google-Translate" sich
verständlich machen lassen. Das war für die gesamte
Teileliste eine ziemliche Arbeit, aber es hilft immerhin.
Auch sind die Explosionszeichnungen recht präzise
ausgeführt und weitgehend fehlerfrei.
Bei aller Kritik: Die alte Graupner-Anleitung muss wohl noch deutlich
schlechter gewesen sein.
Zum Inhalt:
Es sind nur zwei Lagerwellen, Propeller und Motoren
dabei. Der Mittelmotor fehlt ebenso wie das mittlere Ruderblatt. Das
dürfte damit zusammen hängen, dass man die Motoren
nur durch
die hintere Revisionsöffnung einbauen soll. Und die ist
für
den Mittelmotor und dessen Stevenrohr zu klein.
Auch
die Fahrtregler, die in der Verkaufsbeschreibung erwähnt
worden waren,
fehlten.
Nun ja - in der Beziehung hat sowieso jeder seine eigenen Vorstellungen.
Also von der Bauanleitung abgesehen, macht der
Bausatz insgesamt schon einen guten bis sehr guten Eindruck, und
was die Anleitung angeht, muss ich mich eben etwas
durchwühlen.
Auf jeden Fall muss man gedanklich beim Bauen immer schon drei Schritte
weiter sein als das, was man gerade macht. Dann klappt das schon,
selbst an den wenigen Stellen, wo die Zeichnung nicht mit dem Modell
übereinstimmt..
Gesamtnote des Bausatzes: Eine glatte "2"!
Man kriegt schon einen sehr ordentlichen "Value for Money".
Baubeginn
Den Ständer aus vier vorgefrästen
Sperrholzteilen zusammen zu bauen, war eine Sache von Minuten.
Den allerdings habe ich später ein zweites Mal gebaut, denn
das
verwendete 4mm Material ist für den "täglichen
Einsatz"
einfach zu schwach. Jetzt besteht der Ständer aus 10mm
Sperrholz.
Zuerst war natürlich die Trennung von Rumpf und Deck
durchzuführen mit Hilfe eines Teppichmessers und einer
Heißluftpistole. Siehe dazu die Bemerkung oben!
Der Einbau der beiden äußeren
Propellerwellen erfolgte
noch gemäß Bauanleitung, aber alle folgenden
Arbeitsschritte
erfolgten dann "freihändig".
Schließlich hat der
Bausatz nur
die Außenmotoren und ein Doppelruder vorgesehen,
während
hier auch der Mittelmotor und das mittlere Ruder eingebaut werden
sollte. Das geht natürlich nicht mit aufgesetztem Deck.
Nach drei Wochen sah das Ergebnis dann schon mal so aus:
Ein paar Erläuterungen von links nach rechts:
Im Bugbereich habe ich Verstärkungen eingebaut.
Der Rumpf
besteht aus zwei Halbschalen, die mit einem sehr harten und
spröden Klebstoff verbunden sind. Bei einem Stoß
kann die
Naht vermutlich aufplatzen und Wasser ins Schiff eindringen.
Deshalb wurde die Naht im Stevenbereich und am Heck mit einer dicken
Glasmatte überdeckt und teilweise mit Microballon-Spachtel
aufgefüllt.
Sollte ich jetzt mal vor einen Steg ballern, so wird der Rumpf das
vermutlich aushalten.
Der vordere Querspant aus einer ganz dünnen
CFK-Platte
dient der Verstärkung aber auch als Schott für den
unwahrscheinlichen Fall es Wassereinbruchs. Auch ist an der Schottwand
der
Empfänger und das Soundmodul befestigt, dessen Vielfach-Kabel
noch
ins Leere geht.
An der BB-Seite sitzt ein Spannungsregler, der das
Soundmodul
und die angeschlossenen LED's mit konstanten 9 Volt Spannung versorgt,
da ja die 3-zellige Batterie zwischen 12,6 und 10,5 V in ihrer Spannung
schwanken kann. Diese theoretische "Verbesserung" fiel später
weg,
da die Spannungsversorgung nicht stabil arbeitete. Außerdem
ist
der Spannungsabfall zwischen Leerlauf und Volllast nur sehr gering (0,4
Volt).
Dann kommt ein Quersteg, der die Hochstrom-Elektrik
aufnimmt.
Die beiden Leitungen von den Batterien im Heck treffen dort ein.
(Später wanderten die Batterien nach vorn zur besseren
Gewichtstrimmung.) Die
beiden Minuspole sind über eine dicke Sammelschiene quer durch
das
Schiff verbunden, von der zentral alle Minuspol-Leitungen abgehen.
Die beiden Pluspol-Leitungen laufen erst über je eine 30A
Sicherung,
dann zu einem Hochstrom-Relais und von dort zu den Motorreglern.
Die
StB-Batterie versorgt die Außenmotoren; die BB-Batterie den
Mittelmotor und die Elektrik der Fernsteuerung und der
Aggregate.
Die beiden Außenmotoren gehörten zum
Bausatz. Der
Mittelmotor ist ebenfalls aus China von "Johnson, HGK", und alle drei
laufen
allein für sich relativ leise und vibrationsarm.
Das ändert sich, wenn die Schiffswellen angeschlossen sind.
Dann
entsteht auf dem Basteltisch ein erheblicher Lärm. Das lag
auch daran, dass
die
mitgelieferten
Propeller ziemlich "eierten" und damit Vibrationen erzeugten. Deshalb
habe ich die beiden Außenpropeller gleich durch solche von
"Raboesch" ersetzt.
Auf dem
Wasser
wird der Lärm aber deutlich
gedämpft. Dort entsteht nur ein leises Summen.
Das ganze Antriebssystem scheint erhebliche Kraft zu
entwickeln.
Die drei Motorträger bestehen bei mir aus 3mm
CFK-Material - ein unglaublich stabiles Zeug! Es ist leicht mit "Mumpe" zu kleben
, und die drei Träger wiegen zusammen etwa
250
gr weniger
als die vorgesehenen Winkelträger aus Stahl.
Die Wellen waren durch ein Gelenklager bezüglich der
Vibrationen
von den Motoren entkoppelt. Bei sauber fluchtendem Enbau kann man auch
starre Kupplungen nehmen. Die zweite Spante dahinter stabilisiert die
Wellen und dämpft die Schwingungen
Eine Lenzpumpe saugt eindringendes
Wasser an der
tiefsten Stelle an und befördert es seitlich durch die
Bordwand
nach draußen. Die Pumpe lässt sich manuell im Schiff
und durch
einen Schalter
am Sender einschalten.
Ein Wassersensor sorgt zusätzlich
für einen Automatikbetrieb. (Ansaugfilter micht vergessen!)
Bei der Ruderanlage kam es in der Mitte extrem auf
niedrige
Bauhöhe an.
Bei aufgesetztem Deck ist zwischen der Messingplatte mit dem Lenkdraht
für die Außenruder und der Unterkante der
Tochterbootwanne
kaum noch Platz.
Die beiden Fahrakkus - je 3-Zellen mit je 5.500 mAH -
wurden mit Klettband an den Seitenwänden
befestigt. Allerdings wanderten sie nach der Erstwasserung in der
Badewanne vor
dem vorderen Spant.
Man sieht sofort, dass im Rumpf erfreulich viel Platz ist, so
dass man dort leicht an Alles dran kommt.
Falls ich es schaffe, das Deck mit Klebeband
einigermaßen dicht zu
bekommen (hinten liegt der Spalt unterhalb der Wasserlinie, aber ich
habe dann ja eine automatische Lenzpumpe!), steht
also einem baldigen Stapellauf nicht mehr viel im Wege.
Stapellauf
Der erfolgte natürlich zuerst in der Badewanne und
diente nur
dazu, die ungefähre Lage im Wasser zu erkennen, evt.
Undichtigkeiten zu finden und ein Gefühl für die
Motorisierung zu bekommen.
Es war überraschend zu erkennen, dass das Schiff
durchaus
nicht buglastig ist, wie es aus den Videos im Netz von anderen
Modellbauern der Fall zu sein schien. Die angedeutete Öffnung
für das Bugstrahlruder ragte komplett aus dem Wasser, wenn
auch
der Notarius hinten drauf saß.
Die Konsequenz ist ganz einfach:
Die beiden Lipo-Akkus wandern vom Heck aus weiter nach vorn vor den
vorderen Spant, was auch
die deren Zugänglichkeit verbessert und die notwendigen
Kabellängen verkürzt.
Nennenswerte Undichtigkeiten gab es nicht. Ruderlager und
Motorwellen scheinen dicht zu sein.
Ein Glas Wasser mutwillig ins Schiff geschüttet, demonstrierte
eindrucksvoll die Leistung der Lenzpumpe.
Die Motorisierung scheint zu sein wie schon beim Notarius:
Viel zu stark!
Die Badewanne "kochte". aber das kann man ja am Sender drosseln.
Das ergibt schon mal die Erkenntnis, dass der Einbau eines
zusätzlichen Mittelmotors zwar vorbildgerecht ist, aber
für
die Geschwindigkeit des Schiffes eigentlich
überflüssig. Nun
ja....
Aufbau
Als nächstes ging es an die Mechanik des Aufbaus.
Es sollte sowohl möglich sein, den Aufbau komplett zu
entfernen, als auch ihn aufzuklappen und zwar ohne sichtbare Scharniere
und ohne ein Verkratzen des Decks durch die Unterkante der
Aufbau-Vorderwand..
Die Lösung brachte ein Möbelscharnier, das
aber ganz korrekt eingebaut sein will. Das heraus zu finden hat mehrere
Versuche gekostet, aber dann so es so aus:
Möglicherweise stellt sich diese Anforderung
bei vielen
Modellschiffen, weshalb ich den genauen Bau hier detailliert
beschrieben habe. Die Konstruktion bewährt sich jedenfalls
prima.
Probefahrt
Zwischendurch musste natürlich ausprobiert werden,
ob das
Schiff überhaupt schwimmt, doch zuvor kam es auf die
Waage. Vorher wurde gerechnet:
Das Original wiegt 220 Tonnen. Im Maßstab heruntergerechnet,
müsste das Modell auf 14,08 KG kommen, also deutlich weniger,
als es selbst Arkmodel angibt.
Das Ergebnis:
8.250 gr. samt Tochterboot! Das erscheint mir unglaublich
wenig, denn am
Ende können kaum mehr als 11 KG als Gesamtgewicht
herauskommen.
Eine sehr positive Überraschung, und da bin ich auch gern
bereit, vom Vorbild etwas abzuweichen!
Obwohl die Batterien jetzt nach vorn verlegt wurden, macht
das
Schiff noch immer einen eher hecklastigen Eindruck. Mal sehen, wie sich
das weiter entwickelt.
Falls es sinnvoll ist, können die Batterien auch noch
weiter nach vorn.
Durch das geringe Gewicht und die starke Motorisierung
beschleunigt das Schiff unglaublich stark - eigentlich nicht
vorbildgerecht. Das kann man aber im Sender leicht umprogrammieren.
Das "Drehen auf der Stelle" funktioniert noch nicht
richtig -
auch das lässt sich programmieren und muss ausprobiert werden.
Das Schiff ist enorm wendig - ganz anders, als es in
verschiedenen Forumbeiträgen geschildert wird. Das liegt vor
allem
daran, dass die Außenmotoren bei Ruderlage ihre Drehzahl
entsprechend verändern.
Das geht soweit, dass der jeweilige Kurveninnenmotor bei
höherer
Geschwindigkeit bis zum Stillstand kommt und bei niedriger sogar
rückwärts läuft.
Das Schiff ist unglaublich leise, obwohl es im Keller auf
dem
Tisch einen Höllenlärm verursachte. Das
dürfte nicht nur
daran liegen, dass das Wasser die Schwingungen dämpft, sondern
vor
allem daran, dass die Motoren angesichts der großen
Schiffsschrauben ziemlich langsam drehen. Obwohl die Lautsprecher nur
provisorisch im Innenraum lagen, konnte man das simulierte
Dieselgeräusch heraushören.
Zwei sehr einfache Regler machten unangenehme Klingelgeräusche
- Ersatz liegt schon bereit! Nach deren Einbau und später mit
den richtigen Lautsprechern,
hört man fast nur noch den Sound des Beier-Moduls und das
Zischen des Wassers.
Das Tochterboot macht allerdings einen ziemlichen Lärm!
Motoren und Regler waren nach etwa 20 Minuten abwechselnd
schneller Fahrt etwa 50 Grad warm. Sie ließen
sich so gerade noch
anfassen! Außerdem gibt es flexible
Kühlkörper, die man auf die Motoren aufklemmen kann,
um ein
Überhitzen zu vermeiden.
Wenn die Batterie Unterspannung hat, schalten die Regler
zuverlässig die Motoren auf Langsamfahrt, so dass man noch
sicher "nach
Hause" kommt.
Insgesamt ein sehr positiver Ersteindruck von diesem noch
"nackten" Seenotrettungskreuzer.
Rumpfoptimierungen
In
den weiteren Wochen wurden
noch einige Dinge am Rumpf verändert, und vor dem
endgültigen Verschluss mit dem Deck sah er dann so aus:
Die
Akkus sind jetzt endgültig ganz nach vorn gewandert,
können aber auch leicht auf der Platte rechts daneben
befestigt werden - je nach Lage des Schiffs im Wasser.
Dazwischen sind die zwei Vielfachstecker zu sehen
für Aufbau und Mast sowie ein Rohr ins Wasser zum Ansaugen des
Wassers der Feuerlöschpumpe.
Die Fahrtregler sind erneuert worden durch solche ohne
lästige Klingelgeräusche.
Die Lenzpumpe ist fest eingebaut mit einem Wassersensor
und einem großen Ansaugfilter.
Die Heckklappe (oben im Bild) wird durch zwei parallel
geschaltete Servos
bewegt. Das spart erhebliche Bauarbeiten für einen gemeinsamen
Antrieb.
In den beiden Röhrchen sitzt ein Gabelkopfgelenk, und die
Rohre verhindern ein Ausknicken beim Öffnen.
Heckwanne
/ Tochterbootaufzug
Es machte keinen anderen Sinn:
Es muss auch in Zukunft möglich sein, zu Revisionsarbeiten
an alle Einbauten im Heck leicht heran zu kommen. Da gab es nur eine
Möglichkeit:
Die Tochterbootwanne wurde kurz vor dem Heck mit
einer feinen
Laubsäge abgesägt und an die Wanne ein
überstehender Steg geharzt, der unter das Heck greift und mit
diesem sogar zu verschrauben ist. Dazwischen liegt noch ein Gewebeband
zum besseren dichthalten, aber das ist gar nicht mehr so notwendig,
denn jetzt befindet sich die Naht oberhalb der Wasserlinie. Die
abgesägte Wanne wurde mit der hinteren Abdeckung fest verklebt
und sauber verschliffen, so dass es jetzt wie ein Teil aussieht.
Das komplette Teil wird mit 5 Niro-Schrauben (M3 X 16
Senkkopf,
Innensechskant, grün lackiert) mit dem Rumpf verschraubt. Die
dazu gehörigen
Muttern sind jeweils fest von unten eingeharzt. Die beiden in die
Rumpföffnung hinein ragenden Kohlefaserplatten tragen die
beiden
Servos der Heckklappe.
Nun hatte die Harro Köbke zwei riesige
Revisionsöffnungen, und jetzt konnte beruhigt das Deck wieder
aufgesetzt werden. Das geschah in mehreren Schritten und mit viel
Mumpe und Microballon-Spachtel, so dass nun wieder alles fest und
wasserdicht ist - vor allem am
Heck.
Fazit:
Es war zwar etwas "brutal", zu Beginn das Deck mit
Heißluftpistole und
Teppichmesser vom Rumpf abzutrennen, aber so konnte ich in den
vergangenen Wochen sehr bequem alle Einbauten installieren und
ausgiebig testen, und jetzt komme ich immer noch recht gut an Alles
dran. Es wäre mit der ursprünglich vorgesehenen
Heck-Öffnung der Einbau der Aggregate, wie ich sie vorhatte,
schlicht und einfach nicht möglich gewesen.
Alternativ ist zu überlegen, gleich am Anfang die
große Revisionsöffnung am Heck zu erstellen und auf
die Rumpf/Deck-Trennung zu verzichten. Das spart viel Arbeit
für das spätere Verkleben des Decks, bringt aber beim
Einbau auch viel Fummelei und verbogene Finger.
Als Tochterbootaufzug habe ich mir das Teil von
"JT-Yachtmodelle" bestellt, das für die Harro Koebke speziell
gebaut ist. Es passte auf Anhieb und ließ sich mit einer
passenden Segelwinde leicht einbauen und mit dem Bauer-Soundmodul exakt
auf Position bringen. Auch dieser Hersteller empfiehlt
übrigens, die Tochterbootwanne abzusägen.
Das Tochterboot rutscht bei mir nicht aus der Wanne, sondern wird vom
Aufzug gleichmäßig heraus geschoben.
Nur mit dem Wieder-Aufnehmen des Bootes ist das so eine Sache.
Eine weitere Wägung im September 2020 erbrachte ein
Gesamtgewicht von nunmehr 9.020 Gramm, verursacht durch die
größeren Batterien, Lautsprecher etc.
Ein Endgewicht von unter 11 KG für das komplette Schiff
scheint nach
wie vor realistisch.
Mast,
Beleuchtung, weitere Technik
Mitte November zum Ende der Saison 2020 sah die Harro Koebke
näherungsweise schon recht gut nach "Harro Koebke" aus.
Das Dach des Aufbaus ist von diesem abnehmbar und mit zwei
M6-Schrauben gesichert. Unter dem Dach sitzen eine Menge Kabel und
Technik - s. u.!
Wichtig war mir die sehr feste Verbindung der Mastbrücke mit
dem Dach und des Mastes mit der Mastbrücke. Die
Mastbrücke erhielt im Inneren zwei M3-Schrauben, die mit dem
Dach fest verbunden sind. Danach wurde die Fuge mit Sekundenkleber
verfüllt. Der Mast ist mit einem Gemisch aus
Glasfaserschnitzeln und Harz auf der Mastbrücke verklebt.
Vorher wurden noch zwei M2-Schrauben von unten durchgesteckt und mit
einlaminiert.
Ähnlich wurden auch die übrigen Mastausleger
befestigt. Diese
feinen Teile müssen ein inneres Gerüst bekommen, mit
dem sie
fest verklebt werden. Einfach die Teile an den Mast zu kleben,
hält niemals.
Das Ganze wird jetzt also wohl halten, auch wenn es beim Transport mal
einen
Stoß abbekommen sollte.
Die meiste Technik sitzt also im abnehmbaren Kabinendach,
dessen
zwei M6-Schrauben man oben und unten in der Mitte sehen kann. Ein
langes Vielfachkabel mit Stecker führt zu einer
2x10-Buchsenleiste
im Schiff und lässt sich nach dem Verschrauben mit dem Aufbau
an
diesem anklipsen.
Links
sieht man das Servo zum Drehen der beiden Suchscheinwerfer mit einer
2:1 Übersetzung mit Fischertechnik-Kette und
Zahnrädern -
davor der "Ketten-Spanner". Die Drehachsen der Scheinwerfer laufen in
je einem Kugellager. Die Suchscheinwerfer sind mit Alufolie
ausgekleidet und enthalten je eine SMD-Hochleistungs-LED mit fast 1
Watt Leistunngsaufnahme - eine wahre Lichtkanone!
In der Mitte das Servo zum Drehen des Lösch-Monitors (s.u.!) -
ebenfalls mit einer 2:1 Übersetzung. Es wurde später
durch eine stärke Type ersetzt. Auf das Messingrohr wird
beim
Zusammensetzen von Aufbau und Dach der
Löschwasserschlauch geschoben.
Zwischen den Servos sieht man zwei LED-Streifen für
die
"Führerstandsbeleuchtung" und rechts die Widerstände
für
die verschiedenen LED's, die mit einem 9-fach-Kabel durch die
Mastbrücke zum Mast mit Strom versorgt werden.
Löschmonitor:
Eine besondere Nuss zu knacken betraf die Feuer-Löschkanone,
die
bei der Harro Köpke ja im Mast sitzt und im Original per
Joystick
aus dem Führerstand gesteuert wird.
Es war offensichtlich, dass es (zumindest mir) nicht möglich
sein
wird, im Mast einen Antrieb zum Drehen dieses Löschmonitors zu
platzieren. Eine gewisse Mindestkraft muss solch ein Antrieb auf jeden
Fall haben, und da sind schon Mini-Servos zu groß.
Statt jetzt - wie anfänglich "angedroht" - eine
gekaufte
Löschbootkanone auf dem Vordeck zu platzieren, habe ich mich
entschlossen, ein nicht vorbildgerechtes Messingrohr vom Monitor nach
unten durch das Kabinendach zu schieben und damit den Monitor zu drehen
und mit Wasser zu versorgen. Das Rohr sitzt oben und unten in
Kugellagern und dreht völlig spielfrei. Es ist weiß
lackiert
und fällt am fertigen Mast mit seinen vielen Anbauteilen kaum
auf - so weit so gut!
Und dann begann ich, den sehr detaillierten
Löschmonitor zusammen zu bauen und musste feststellen:
Er besteht aus massivem Vollmaterial ohne die
Möglichkeit
einer Wasserführung!
Was nun? Wie bohrt man in einen U-Bogen von
180 Grad Umlenkung ein Loch???
Genau dieser Bogen wurde mitten durch gesägt und mit
einem
feinen Bohrer von nun 4 Seiten ein Loch gebohrt und
ausgefräst, so
dass ausreichend Wasser durchfließen kann. Gleiches passierte
mit
dem Flansch des abgesägten Strahlrohres, während das
Strahlrohr selbst nur neu aus Messingröhrchen erstellt werden
konnte.
Und das klappte tatsächlich!
Man muss nur alle Klebestellen der
Flansche und die Trennstelle des U-Bogens massiv verstärken,
indem
im Inneren jeweils ein kurzes Stück 4mm Messingrohr
eingepresst
und eingeharzt wird. Macht man das nicht, fliegt bei dem zu erwartenden
Wasserdruck alles auseinander.
Das Strahlrohr besteht also aus einen durchgängigen
4mm-Rohr,
das mit 5 und 6mm Stücken etwas "verziert" wurde. Am Ende wird
ein
kurzes Stück 3mm Rohr eingeklebt mit einem Innendurchmesser
von nur
1,5mm. Das ist dann die eigentliche Engstelle, die für einen
entsprechend hohen Pumpendruck sorgt. Und so spritzt
der Löschmonitor ziemlich flach und etwa drei Meter weit - im
Original wären
das 75 Meter und ist damit sicher ausreichend.
Von der Pumpe am
linken Rand des Aufbaus geht ein Ansaugschlauch zu einem im Rumpf
eingeharzten 6mm Rohr, das ins Wasser ragt. Der Schlauch endet an einem
5mm Rohrstück, das dort hineingeschoben wird.
Radargeräte:
Die Micromotoren mit Winkelgetriebe waren leider etwas zu hoch
für
die vorgegebenen Trageplattformen. Diese mussten erhöht und
mit
einem dünnen Alublech ummantelt werden.
Die Antennen sind unterschiedlich bezüglich Länge,
Form und
Drehgeschwindigkeit entsprechend ihrem Einsatz als Fern- und
Nahradar.
Kran:
Er kann sich drehen, und auch die Funktion Heben/Senken wäre
einfach zu realisieren gewesen. Aber mir fehlte dafür ein
weiterer
Drehschieber am Sender.
Man braucht dieses Teil wohl auch nicht so viel, und so bewegt sich der
Haken eben nicht.
Ankerlicht und Navigationsbeleuchtung schalten automatisch
entsprechend der Gasknüppelstellung.
Nach 20 Sekunden in Nullstellung geht die Nav-Beleuchtung aus und das
Ankerlicht an.
Beim Öffnen der Heckklappe erscheint das
rot-weiß-rote
Signal für "Manövrierbehindert" und die rote
Blitzleuchte
arbeitet.
Die letzten beiden Funktionen liefert die Programmierung des
Beier-Moduls. Bei hochgeklapptem Aufbau kommt man noch immer an alle
Teile relativ einfach heran für Servicearbeiten und
Reparaturen..
Durch die Fensterscheiben des Aufbaus konnte man bis tief in
den
Rumpf hineinsehen.
Deshalb wurde ein Boden aus dünner Kohlefaserplatte
eingezogen und ein rudimentärer Steuerstand mit "Personal"
darauf
gesetzt. Und mit den jetzt eingebauten Funktionen wiegt Harro
Koebke
samt Notarius 10.120 gr.
Am Ende wurden es angenehme 10,5 KG.
Allerdings stellt sich auch ein zusätzliches Problem
ein durch dieses niedrige und nicht vorbildgetreue Gewicht:
Mein Seenotrettungskreuzer Harro Koebke eignet sich sicher
nicht für den Seenoteinsatz.
Aufgrund seines geringen Gewichtes hat er nicht so viel
Längsstabilität wie das Original und wird von
Seitenwind und
bei starkem Ruderlegen stark auf die Seite gedrückt.
Gegen zu starkes Ruderlegen habe ich Vorsorge getroffen durch
entsprechende Programmierungen im Sender. Aber als ich einmal bei einer
Windboe mit Stärke 6 auf dem Teich fuhr und diese das Schiff
von
der Seite traf, legte es sich doch gefährlich über.
Nun ja, was ist eine Boe Stärke 6 im Maßstab 1:25
denn in
Wirklichkeit? Theoretisch etwa 150 Knoten, was einem extremen Hurrikan
entspricht. Aber da hätte das Original auch
Schwierigkeiten!
Dennoch habe ich als Konsequenz mich überwunden und zwei
Bleibarren von je 750gr Gewicht auf dem Rumpfboden zusätztlich
festgeklebt. Jetzt ist das Schiff mit 12 KG zwar schwerer aber
seetüchtiger.
12. Dezember 2020
Funktionsumfang
Die Harro Koebke verfügt am Ende über eine
große Anzahl von Funktionen.
Realisiert wurde das Ganze mit einem Graupner MC-26 - 16 Kanal Sender,
einem Beier-Modul UMS-RC-2 sowie zwei RC-SM-4 Schaltmodulen.
Im Einzelnen sind dies:
Fahren
drei Motoren, einzeln angesteuert mit 6
programmierbaren "Phasen"typen
deutliche Unterstüzung des Ruders durch die
Außenmotoren im Geschwindigkeitsbereich bis 50% Leistung
Drehen auf der Stelle im Stand
Ruderwirkung im höhren Geschwindigkeitsbereich
in drei Stufen reduziert, um zu große Schräglage
und ein Umkippen durch die Fliehkräfte zu
verhindern
Motorsound in Drehzahl und Lautstärke
abhängig von der abgegebenen Leistung
Anpassungsmöglichkeit der
Endgeschwindigkeit bei nachlassender
Batteriespannung
Trimmung der korrekten Drehzahl der
Außenmotoren über eigenen Drehschieber zum
korrekten Geradeaus-Lauf.
Technik
zwei sich drehende Radargeräte
"unterschiedlicher Reichweite"
Heckklappensteuerung
Tochterboot-Aufzug
drehbarer Feuerlöschmonitor
Löschpumpe mit drei Meter Wurfweite
Lenzpumpe schaltbar manuell, per Sender und automatisch
bei Wasser im Schiff
drehbare Suchscheinwerfer vorn
drehbarer Kran
Beleuchtung
vier Navigationslichter
Lichterführung "manövrierbehindert" bei
offener Heckklappe
Ankerlicht
Schlepplichter
13 x Decksbeleuchtung
5 x Deckscheinwerfer
Führerstandsbeleuchtung
zwei Suchscheinwerfer nach vorn und drehbar
Suchscheinwerfer nach hinten
Blaulicht Bltzlampe
rote Warn-Blitzleuchte mit verschiedenen Programmen
Sound
Motorsound
Hydrauliksound für Heckklappe und Aufzug
Geräusch Radargeräte
Typhoon
Sirene optional zum Blaulicht
Lautstärke am Sender regelbar
Tochterboot
Fahren
Lenken
Nav-Lichter
Suchscheinwerfer
Blaulicht blinkend (die Lichter ebenfalls über
ein RC-SM-4 geschaltet)
Fertig!
Und dann, im Januar 2021 wurde die Harro Köbke
fertig.
Es war das Steinhuder Meer zugefroren, und so dauerte es noch ein paar
Wochen, bis zum ersten Mal das Schiff mit vollem Funktionsumfang ins
Wasser kam. Aber am 28.02. war es dann soweit.
Nun hat mich die "Harro" durch die Coronazeit begleitet und
ihr ein sinnvolles Ziel gegeben.
Und als nächstens baue ich jetzt - wie schon 1979 - ein
Modellflugzeug. Und das soll natürlich auch auf "meinem" Teich
zum Einsatz kommen, also ein Flugboot.
Schauen wir mal!
Natürlich gibt es immer noch weiter etwas zu optimieren.
So brauchte Notarius dringend eine Art Kiel, weil er einfach nicht
geradeaus zu steuern ist, und so die Aufnahme immer noch nicht richtig
klappt. Wenn es geht, gibt es dazu noch ein Video.