Schiffsmodellbau
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Strich

Harro Koebke  

Planung

Modell-Auswahl
Wissens-Bezugsquellen
Wasserlinie
Ankerspill, Bugstrahlruder
Feuerlöschkanone
Zugänglichkeit



Modell-Auswahl

Ein Seenotrettungskreuzer mit Tochterboot sollte es also werden, und so begann das Projekt mit der Auswahl des passenden Modells.

Auf der Seite der DGzRS findet man eine ganze Reihe von Bauplänen, nach denen man selbst ein Boot nachbauen kann. Ich gestehe, dass mir das zu viel Arbeit ist.
Das gilt auch dann, wenn man von einigen Booten den GFK-Rumpf im Netz kaufen kann. Woher soll ich aber die vielen notwendigen Beschlagteile nehmen?

Als Bausätze gibt es immer wieder die bekannte "Adolph Bermpohl", die es schon während meiner Zeit als RC-Flugmodeller gab. Sie war mir mit 1,20m eigentlich zu klein.

Ja, und dann gab es nur noch als einzigen Modellbausatz eines größeren Schiffes die "Harro Koebke" - ebenfalls von Graupner geliefert mit offensichtlich erheblichen Lieferschwierigkeiten und inzwischen aus dem Programm genommen. 

Und wenn man jetzt weiter sucht, stößt man auf einen zweiten Bausatz der "Harro" und zwar von Arkmodel aus China. Ist deren Modell identisch mit dem früheren Bausatz von Graupner?
Das scheint überwiegend der Fall zu sein, obwohl es schwierig ist, diese Frage genau zu beantworten. Richtig ist, dass der Lieferant von Graupner in Shenzhen (nahe Shanghai) ansässig war - ebenso wie Arkmodel heute. Andererseits sieht der Bausatz von Arkmodel ganz anders aus als der von Graupner. Es kann so sein, dass Arkmodel der ursprüngliche Lieferant von Graupner war, den Bausatz aber erheblich weiter entwickelt und detalliert hat. Wie auch immer......

Ich habe das Modell bestellt und zwar über "Aliexpress", dem chinesischen Pendant zu Amazon. Sie haben eine deutsch gestaltete Seite, Käuferschutz und gelten als seriös.
Für 1.137,30 US$ bei kostenlosem Versand wurde das Modell bestellt, wobei dazu natürlich noch die Gebühren für Kreditkarte, Zoll und Einfuhrumsatzsteuer kommen. 
Alles zusammen kostete später 1.160 Euro (- so ganz "korrekt" waren die Wertangaben von Arkmodel für den Zoll wohl nicht!). Inzwischen ist der Preis gestiegen.

Eines sollte Jedem von Euch, der ein Projekt dieser Größe plant, auch klar sein:
Die Harro Koebke - oder ähnliche Modelle mit hohem Funktionsumfang - erfordern schon eine Menge Bastelkenntnisse und -fähigkeiten. Der Bausatz ist gut zusammengestellt und anhand der Zeichnungen kann man recht gut und fehlerfrei das Modell zusammenbauen. Das Problem liegt dann mehr in der Funktionalität, denn über den Einbau der ganzen Elektrik, der Funkanlage mit ihren vielen Möglichkeiten, der vielen Funktionen vom Tochterbootaufzug bis zur Feuerlöschkanone ist rein gar nichts in der Anleitung beschrieben. Das muss man sich schon selbst anlesen und selbst ausdenken und vielfach konstruieren. 

Und genau da liegt ja der Spaß bei unserem Hobby! 

Und wenn es später mal Fotos gibt, möchte ich Eines gleich sagen:
Bei mir muss ein Modell funktionieren und das im echten Einsatz auf dem Teich. Das hinterlässt dann auch mal Gebrauchsspuren, und manche Details sehen nicht ganz so echt aus, wie bei einem Vitrinenmodell.
Es hat halt jeder seine eigene Philosophie, und so bitte ich die "Superexperten" schon mal um ein Generalpardon.

Wissens-Bezugsquellen

Dann begann das große Lesen in den Internetforen, um schon vor Baubeginn ein paar Essentials festzulegen, die hinterher nicht zu Baufehlern führen sollen.

Besonders zu erwähnen sind das die Foren:

Hier findet jeder auf fast alle Fragen eine Antwort und kann in Bauberichten stöbern und von den Erfahrungen anderer profitieren. Nachteilig ist lediglich, dass man zu bestimmten Fragen manchmal sehr lange suchen muss, weil ja alles durcheinander steht.

(Das soll bei dieser Seite anders sein! )

Und natürlich gibt es viele Seiten kleiner spezialisierter Hersteller und auch wenige Seiten der bekannten Marken. Hier muss man allerdings leider feststellen, dass viele frühere Marken inzwischen den Betrieb einstellen mussten. So ganz brandaktuell ist unser Hobby offensichtlich nicht mehr - jedenfalls nicht so, wie ich es in den 70er Jahren erlebt hatte.

Es gibt noch die Möglichkeit, eine CD mit etwa 650 Originalfotos der Harro Koebke zu erwerben. Diese Bilder helfen natürlich ungemein, wenn es um Detailfragen der Ausgestaltung des Modells geht, ganz besonders Details zur Farbgebung.

Man kann diese CD beziehen für 8,00 Euro + Versandkosten von Rainer Guske: anbieter-j2f502phsvpw9@mail.ebay-kleinanzeigen.de


Wasserlinie / Gewichtstrimmung

Und jetzt wird es schon ganz konkret:

Auf der Seite der DGzRS befinden sich ein Seitenriss und die technischen Daten der Harro Koebke. 

Harro Koebke.pdf

Schiff samt Tochterboot wiegen also 225 Tonnen. In den Maßstab 1:25 zurück gerechnet, ergibt das 225.000 : 253 = 14,4 KG. Graupner gab für seinen früheren Bausatz ein Gewicht von 22 KG an, also wäre der 50% zu schwer. 

Es gilt also, Gewicht zu sparen, wo es nur geht, und das geht am leichtesten bei den Akkus. Es kommen deshalb auf jeden Fall LiPo-Zellen zum Einsatz, denn der Gewichtsunterschied zwischen einer Motorrad-Batterie von 12V / 10 Ah zu zwei LiPos 3S mit je 5 Ah o.ä. macht etwa 3,5 KG aus! So werden aus den 22 KG schon mal 18,5 KG! Das klingt schon ganz anders.
Auch sonst werde ich beim Bau versuchen, unnötiges Gewicht zu vermeiden, wo es nur geht.

Weiterhin sieht man auf der Zeichnung sofort, dass der tiefste Punkt des Schiffes fast am Heck liegt. Der Bootsboden steht also nicht parallel zur Wasseroberfläche!

Das wird mehrere Gründe haben:

Das alles sind Gründe, die auch auf ein Modell zutreffen.
Anhand einiger Videos des fertigen Kreuzers im Netz konnte ich sehen, dass diese Lage im Wasser von den gezeigten Modellen meist nicht erreicht wurde - jedenfalls nicht ohne kiloweise Blei im Heck. Die seitliche Scheuerleiste sollte klar einen Anstellwinkel aufweisen.

Das wiederum würde für den Bau des Schiffes bedeuten, dass von Anfang an sorgfältig darauf geachtet werden muss, Gewicht möglichst ins Heck zu packen. Platz ist dort genug.

Und parallel dazu sollte man es vermeiden, unnötiges Gewicht nach vorn zu bringen. Nach der ersten Wasserung stellte sich diese Überlegung als falsch heraus:
Das Schiff ist viel leichter als gedacht, und die Akkus müssen in den vorderen Rumpfteil.

Beim Tochterboot Notarius liegen die Dinge dagegen ganz anders:
Es ist bei ausreichender Motorisierung ein reines Gleitboot, und das bedeutet immer, dass Gewicht nach vorn muss, um ein Festsaugen des Hecks und ein Springen zu vermeiden.
Hier ist also die Batterie so weit als möglich vorn einzubauen.
Und leicht sollte es sowieso sein, nur gibt es bei dem Ziel eben enge Grenzen.

 

Ankerspill, Bugstrahlruder

"Mein" Teich hat am Steg eine Wassertiefe von etwa 1,5 Metern. Da kann man nicht ankern.
Im hinteren Teil geht die Tiefe zwar zurück, aber da ist es schlammig - auch kein Ankergrund.

Und obendrein wiegt ein elektrisches Ankerspill und eine längere Kette recht viel mit einem langen Hebelarm nach vorn.
Das bringt die Trimmung völlig durcheinander bzw. erfordert reichlich Blei im Heck.
Nicht gut!

Ähnlich das Bugstrahlruder: Braucht der Mensch das?

Natürlich entspricht Beides dem Original, doch ich gestehe, dass mir hier der Einsatz in der Praxis wichtiger ist.
Die Motorsteuerung über die Senderelektronik erlaubt es, dass der SRK (Seenotrettungskreuzer) auf der Stelle drehen kann, als wenn er ein Bugstrahlruder hätte.
Wozu dann ein solches einbauen? Ist es nicht besser, auch dieses Gewicht zu sparen?

Also: Diese beiden Teile werden in meinen Kreuzer nicht eingebaut werden, was den Bug entlastet und die korrekte Trimmung erleichtert.

 

Feuerlöschkanone

Die Harro Koebke verfügt über einen modernen "Löschmonitor", eine per Joystick von der Brücke aus bedienbare Löschkanone. Doch sitzt sie im Mast und stellt gleich aus mehreren Gründen ein Problem dar:

Alles nicht sehr attraktiv!

Es gibt jetzt zwei Möglichkeiten:

  1. Die "brutale Lösung" wäre es, eine Löschkanone aus einem Bausatz eines Feuerlöschbootes auf das Vorschiff zu stellen.
    Ich weiß, dass dann orthodox-fundamentalistische Scale Bauer gequält aufschreien, und ich bitte sie auch um Verzeihung.
    Aber genau so könnte es werden! 

  2. Die ungleich elegantere wäre es natürlich, sich für die oben aufgezählten Probleme Stück für Stück eine Lösung einfallen zu lassen.
    Schauen wir mal!

Zugänglichkeit

Bei meiner Eisenbahn nervt es immer wieder, dass es trotz sorgfältiger Planung einige Ecken gibt, an die ich kaum dran komme.
Und natürlich klemmt dann genau dort eine Weiche, oder es entgleist ein Zug.

Hier ist es ähnlich:
Man muss später nach Verkleben des Decks noch an alle Stellen dran kommen, denn was macht man schließlich, wenn der SRK mit einem Ruder an ein Hindernis gestoßen ist, und der Ruderschaft ist krumm?

Zum Glück ist es im Bausatz von Arkmodel vorgesehen, dass sich nicht nur der vordere Aufbau sondern auch das gesamte Helideck abnehmen lässt. Das war bei dem früheren Bausatz von Graupner wohl nicht der Fall.
Zum Einbau des mittleren Motors und des mittleren Ruderschaftes kommt man dennoch nicht darum herum, am Anfang sogar das ganze Deck vom Rumpf zu trennen und hinterher wieder sorgfältig zu verkleben.
Wartungsarbeiten kann man später durch die beiden Decksöffnungen machen.  Dazu wurde dann sogar die Tochterbootwanne abgesägt und mit der abnehmbaren Heckplatte fest verklebt. 

große Revisionsöffnungen

Eine Revisionsöffnung wäre normalerweise auch vorn unter dem Vordeck nötig gewesen, doch wenn ich mir Ankerspill und Querstrahlruder schenke, geht es auch ohne.
Die Öffnung unter dem Aufbau ist schon "riesig". 

Innenleben Rumpf

Das waren also die Gedanken "vorweg", und als dann der Bausatz kam, ging es los.

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